Rätselhafte Signale aus dem All: Sie erfolgen stündlich und können nicht mit unserer Physik erklärt werden

Forscher vermuten einen Neutronenstern als Quelle. Aber selbst wenn das stimmt, ist nicht klar, warum sich das Signal so langsam wiederholt.

Das Radiosignal stammt von einer Quelle, die 16.000 Lichtjahre entfernt ist. (Bildquelle: Adobe StockFalk) Das Radiosignal stammt von einer Quelle, die 16.000 Lichtjahre entfernt ist. (Bildquelle: Adobe Stock/Falk)

Einmal Signale aus dem Weltall empfangen, für die es noch keine Erklärung gibt.

Was wohl der Traum vieler Wissenschaftler und Astronomen ist, ist einem Team bestehend aus Forschern der University of Sidney und des CSIRO (der nationalen australischen Wissenschaftsbehörde) nun geglückt (via The University of Manchester).

Sie haben mit dem ASKAP-Radioteleskop ein Signal entdeckt, das sich alle 54 Minuten wiederholt. Die Forschenden haben zwar eine solide Theorie, woher die Radiowellen stammen, aber die stellt unser bisheriges Verständnis von Sternen auf den Kopf.

Was vermuten die Forscher?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem Phänomen um einen sogenannten Neutronenstern. Das ist das Endstadium eines massereichen Sterns, der allerdings nicht schwer genug war, um zu einem Schwarzen Loch zu kollabieren.

Neutronensterne sind relativ klein, sie haben typischerweise Radien von zehn bis 15 Kilometer. Der Teil der Sternenmasse, die nicht durch eine Supernova ins Weltall geschleudert wurde, ist am Ende der Lebensspanne des Sterns zu einem extrem dichten kugelförmigen Körper zusammengefallen, dessen Hauptbestandteil Neutronen sind.

Diese Sternenleichen drehen sich durch die Erhaltung des Drehimpulses ihres Ursprungssterns sehr schnell um die eigene Achse - so ähnlich wie ein Eiskunstläufer, der sich bei der Pirouette langsam dreht und schneller wird, wenn er Arme und Beine anzieht.

Wir sprechen hier von Sekunden oder gar nur den Bruchteilen davon. Ein Beispiel: Das Objekt PSR J1748-2446ad kommt auf 716 Umdrehungen pro Sekunde.

Dass ein Neutronenstern 54 Minuten für die Rotation benötigt, ist daher äußerst ungewöhnlich und widerspricht unserem Verständnis davon, wie Sterne kollabieren. Gleichzeitig sollte ein derartiges Objekt eigentlich gar keine Radiosignale aussenden. Die Physik dahinter ist uns also noch nicht klar und bedarf weiterer Forschung.

Bei der Untersuchung von Radiowellen-emittierenden Neutronensternen sind wir an Extreme gewöhnt, aber diese Entdeckung eines kompakten Sterns, der sich so langsam dreht und dennoch Radiowellen aussendet, war unerwartet. Sie zeigt, dass wir mit dieser neuen Generation von Radioteleskopen an die Grenzen unseres Suchraums stoßen und Überraschungen entdecken werden, die unser Verständnis [der Physik] herausfordern.

Ben Stappers, Professor für Astrophysik, The University of Manchester

Neutronenstern oder Weißer Zwerg

Die Quelle des Signals ist rund 16.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Und ganz sicher, dass es sich um einen Neutronenstern handelt, sind sich die Forscher noch nicht – auch wenn es sehr wahrscheinlich ist.

Es könnte sich bei dem Objekt auch um einen sogenannten Weißen Zwerg mit einem extrem starken Magnetfeld handeln. Weiße Zwerge sind ebenfalls Sternenleichen. Aber sie sind viel größer als Neutronensterne.

So oder so hat die Entdeckung das Potenzial, unsere jahrzehntealte Vorstellung von Neutronensternen und Weißen Zwergen über den Haufen zu werfen:

Diese Entdeckung beruhte auf der Kombination der komplementären Fähigkeiten der ASKAP- und MeerKAT-Teleskope sowie der Möglichkeit, diese Objekte auf Zeitskalen von Minuten zu suchen und gleichzeitig zu erforschen, wie sich ihre Emission von Sekunde zu Sekunde verändert! Diese Synergien ermöglichen es uns, ein neues Licht auf die Entwicklung dieser kompakten Objekte zu werfen.

Die Aussage stammt von Dr. Kaustubh Rajwade, der Astronom an der Unversity of Oxford ist.

Habt ihr schon einmal von einem Neutronenstern und/oder von einem Weißen Zwerg gehört? Beschäftigt ihr euch generell gerne mit der Astronomie und mit Themen, die mit dem Weltall zu tun haben und würdet ihr gerne mehr davon auf GameStar.de lesen? Schreibt es in die Kommentare!

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